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Umschreiben eines Dramas - 9. Klasse

Besuch der alten Dame
Kreatives Schreiben

Nachdem unsere Theatergruppe Dürrenmatts Stück so anregend präsentiert hatte, wollte sich die Klasse 9b intensiver mit dieser Tragikomödie auseinandersetzen, so dass der Text als Klassenlektüre gewählt wurde. Natürlich wurden dabei die Biographie des Autors, Charaktere, Personenkonstellationen und andere typische Fragestellungen des Deutschunterrichts behandelt.

 

Doch wenn die Auseinandersetzung mit dem Text konzentriert und engagiert erfolgt ist, dann zeigt sich an einer spielerischen, kreativen Begegnung am besten, wie alle Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihr Verständnis des Textes, Beziehungen, Zitate und Anspielungen auf eine andere Ebene zu bringen und so das Stück auch durchaus kritisch zu kommentieren.

Die Aufgabe war, Szenen zu ergänzen oder zu verändern, an bestimmten Punkten im Stück eine andere Weichenstellung vorzunehmen, vielleicht auch einen ganz neuen Schluss zu konstruieren.

Daraus ergibt sich eine Menge an Themen- und Aufgabenstellungen. Interessant ist, was die Schülerinnen und Schüler besonders angesprochen hat:

Vor allem sehen sie in dem inszenierten Auftritt der "Alten Dame", die der Stadt Güllen eine Riesensumme bietet, wenn die Bürger für sie Rache nehmen und den, der die Dame in ihrer Jugend verführt und dann verlassen hat, töten, ein heute gängiges Muster: Die Spielshow, bei der für manchmal durchaus zweifelhaftes Verhalten ein hoher materieller Anreiz geboten wird.

Eine zweite Variante wird entwickelt, indem die Jugend (vertreten durch Alfred Ills Sohn und Claire Zachanassians Tochter, die im Gegensatz zu Dürrenmatts Fassung nicht schon als Kind gestorben ist) die Erwachsenen dazu bringt, ihre Fehler beziehungsweise die Sinnlosigkeit blinder Rache einzusehen.

Ähnliche Gedanken bestimmen auch die alternativen Schlussszenen: Hier überlisten entweder die Bürger Güllens oder Alfred Ill selbst die "Alte Dame", die meint, alle mit Geld manipulieren und sogar (wie paradox!) sogar Gerechtigkeit kaufen zu können.

In einer szenischen Lesung präsentierten die Schülerinnen und Schüler einander am Tag der Offenen Tür die Ergebnisse ihrer Arbeit unter den Titeln "Die verbotene Liebe", "Eine neue Hoffnung", "Sieg für Güllen", "Töten" und "Wer wird Killiardär?".

Hier eine Hörprobe: