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Aktivitäten

„Du sollst dich erinnern!“

Vortrag der DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier am Sailer –Gymnasium

„Mir sind an manchen Stellen fast die Tränen gekommen!“ Diese Aussage einer Schülerin der 11.Jahrgangsstufe des Sailer-Gymnasiums beschreibt sehr treffend die Reaktionen vieler Schülerinnen und Schüler beim Projekttag „Demokratie und Diktatur“, der von der Fachschaft Sozialkunde mit Unterstützung der Hans-Seidel-Stiftung für die 10. und 11. Klassen durchgeführt wurde.

Referentin dieses Projekttags war die bekannte Regisseurin und Autorin Freya Klier, die als Mitbegründerin der DDR-Menschenrechtsbewegung im Widerstand gegen das DDR-Regime aktiv war. Ihr Leitspruch „Du sollst dich erinnern!“ prägte diesen außerordentlichen Politik-und Geschichtsunterricht zum Thema „Diktatur“. Sie vermittelte den Schülern durch ihre Lebensgeschichte einen intensiven und packenden Einblick in das Leben in der DDR. Dabei stellte sie vor allem die Lebensumstände der jungen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Freya Klier schilderte eindringlich den Druck, den der Staat auf die Menschen in einer Diktatur ausübt. Schon die Übertretung kleinster Regeln konnte zu Verhaftung und langjährigen Gefängnisstrafen führen. In Kliers Familie waren ihr Vater, ihr Bruder und auch sie selbst (16 Monate Haft nach einem gescheiterten Fluchtversuch ) Opfer solcher drakonischen unrechtmäßigen Strafen. So wurden ihr 17jähriger Bruder und einige seiner Freunde zu Gefängnisstrafen von 4 bis 11 Jahren verurteilt, weil sie auf der Straße „amerikanische“ Lieder gesungen hatten und die Liedtexte vor der Polizei verstecken wollten. Von den unmenschlichen Haftbedingungen im DDR-Gefängnis erholte sich Kliers Bruder nie mehr. Er beging später Selbstmord. Die Suizidrate war in der DDR in den 70er Jahren eine der höchsten der Welt. Allein aus Freya Kliers ehemaliger Klasse brachten sich drei Mitschüler um.

Alles, was von der Parteilinie abwich, stand unter Strafe: westliche Musik, das Tragen von Jeans, lange Haare. Jugendliche mit zu langen Haaren wurden häufig von Polizisten zwangsweise zum Friseur geschleppt oder die Lehrer schnitten den „aufmüpfigen“ Schülern gleich selbst die Haare ab. In einem kleinen Rollenspiel konnten die Schüler hautnah erleben, wie militärisch der Umgangston im Schulunterricht war und dass „Taschenkontrollen“ im Unterricht zum Alltag gehörten. Wurde etwas Verbotenes gefunden, so wurde der betreffende Schüler von der Schule verwiesen und konnte auch kein anderes Gymnasium in der DDR besuchen.

Trotz dieser widrigen Lebensumstände versuchten Menschen in der DDR Widerstand zu leisten. Freya Klier und ihr Partner Stephan Krawczyk wurden zu Beginn der 80er Jahr in der Friedensbewegung der DDR aktiv. Sie forderten die Achtung der Menschenrechte und die Unabhängigkeit von Kunst und Kultur in der DDR. Seit dieser Zeit wurden sie von der Staatssicherheit überwacht und drangsaliert. Die Stasi verübte sogar einen Mordanschlag durch Nervengift auf die beiden Künstler. Schließlich erhielten sie Berufsverbot und wurden inhaftiert. Erst nach starken Protesten in Westdeutschland wurden sie gegen ihren Willen 1988 aus der DDR ausgebürgert.

Freya Klier ist auch heute noch engagierte Kämpferin gegen Unfreiheit und Unterdrückung. Neben ihrer Arbeit als Filmregisseurin und Autorin will sie vor allem der jungen Generation, für die die DDR ja längst „Geschichte“ ist, vor Augen führen, welch schreckliche Auswirkungen das Leben in einer Diktatur für die Menschen haben kann. Dies hat sie durch ihren engagierten Vortrag eindrücklich gezeigt. Selten erlebt man Schüler, die einen ganzen Vormittag lang höchst konzentriert und gebannt bei der Sache sind!

Danke an Freya Klier!