Skip to main content

Projekte

Der Brief und das Siegel

Der Brief war in der Antike früh verbreitet. Der Begriff „Brief“ leitet sich vom lateinischen Adjektiv „brevis“ (kurz, knapp) ab, denn verlangt waren Klarheit und Kürze in einem solchen Schreiben. Da der Brief als eine Art Gespräch zwischen zwei räumlichen getrennten Personen aufgefasst wurde, ist beispielsweise bei Plinius die Grußformel „C. Plinius Tacito suo s(alutem dicit)“, d.h. übersetzt: „Plinius grüßt seinen Freund Tacitus“ oder auch die Schlussformel „Vale“ („Es soll dir gut ergehen.“) typisch. Die Privatbriefe Ciceros oder die Briefe von Plinius geben uns wertvolle Einblicke in das Private. 

Geschrieben wurde entweder auf mit Wachs beschichteten Holztäfelchen, die mit der Antwort zurückgebracht werden konnten, oder auf Papyrusblätter, die zusammengerollt, zugebunden und mithilfe eines Siegelrings versiegelt wurden – sozusagen der „Datenschutz der Antike“. Ein Briefbote (tabellarius) überbrachte den Brief an den Empfänger oder man gab Briefe Reisenden mit. Auf kurze Distanzen – z.B. innerhalb einer Stadt – war zudem eine Art Short Message Service möglich: kurze Nachrichten auf Notiztäfelchen (pugillares) wurden durch Sklaven rasch überbracht. 

Briefe waren auch für die Verwaltung des römischen Reiches unabdingbar. Unter Augustus entstand daher der sog. cursus publicus, ein Postsystem für militärische bzw. staatliche Zwecke. Um 100 n. Chr. konnte Plinius, der Provinzstatthalter von Bithynien in Kleinasien, dieses System für seine offizielle Korrespondenz mit dem Kaiser in Rom nutzen. Seine Briefe benötigten ca. einen Monat, bis sie in Rom ankamen. 

Schuljahr 2024/25, Frau Stelze

Vor den Augen Dritter geschützt: War das Siegel aufgebrochen, so wusste der Empfänger, dass der Brief unerlaubterweise geöffnet wurde. Welch einfaches und geniales System!

aus:
Berchtold, V./Hotz, M. (Hgg.): Legamus! Plus. Lateinisches Lesebuch 2, Berlin 2022, 7.

Lehren aus der Verschwörung des Catilina

Im Jahr 63 v. Chr. überschlagen sich die Ereignisse in Rom. Der römische Politiker Lucius Sergius Catilina, der zuvor mehrfach gescheitert war, das Konsulat zu erlangen, versucht, durch eine Verschwörung die Macht in Rom an sich zu reißen. Für diesen Zweck rekrutierte er seine Anhänger vor allem aus verschuldeten Adeligen, Kriminellen und unzufriedenen Bürgern. Im Zuge des Staatsstreiches sollte auch der amtierende Konsul Cicero ermordet werden. Glücklicherweise scheiterte jedoch der Mordanschlag. Cicero deckte die Pläne Catilinas auf und vereitelte dadurch den Staatsstreich. Außerdem ließ Cicero mehrere Verschwörer in Rom verhaften und ohne Gerichtsverfahren hinrichten. Catilina selbst und die übrigen Verschwörer starben Anfang 62 v. Chr. in der Schlacht bei Pistoria, besiegt von der römischen Armee. 

Im Zusammenhang mit der Lektüre von Sallusts De coniuratione Catilinae hat die Klasse 11a im Projekt Lehren aus der Verschwörung des Catilina untersucht, mit welchen Strategien Catilina Anhänger für sein gefährliches Vorhaben rekrutierte. Besonders aufschlussreich war der Vergleich mit den Vorgehensweisen terroristischer und extremistischer Organisationen in der heutigen Zeit, bei dem deutlich wurde, dass sich viele Mechanismen der Manipulation bis heute nicht verändert haben.

Der einzige Unterschied besteht wohl darin, dass Catilina für seine Verschwörung im Jahr 2024 sicherlich das Internet benutzen würde. Aus diesem Grund lag ein weiterer Fokus auf den Gefahren, die speziell in sozialen Netzwerken lauern. Diese Erkenntnisse führten zu einer intensiven Diskussion darüber, wie wir uns sowohl im Internet als auch überhaupt besser vor Manipulation schützen können. Gemeinsam erarbeiteten wir daher Präventionsmaßnahmen, die sowohl den kritischen Umgang mit Medien als auch die Bedeutung von politischer Bildung betonen.

Die Ergebnisse dieses Projekts wurden anschließend in einem Plakat zusammengefasst. Insgesamt beweist dieses Projekt, wie zeitlos antike Texte sind, wenn wir Geschichte und Gegenwart verknüpfen, um unser Bewusstsein für aktuelle Herausforderungen zu schärfen.

Schuljahr 2024/25, Klasse 11a, Herr Zeitler